Das erwartet Sie in unserem Artikel rund um britische Gaumenfreuden:
- Typisch englische Cuisine von English Breakfast bis zur Tea Time
- Englische Puddings sind nicht, was man vielleicht denkt
- Die englische Küche profitiert von Einflüssen aus der ganzen Welt
- Chicken Tikka Masala ist nicht indisch
- Englische Fish & Chips sind eine Institution über die Landesgrenzen hinaus
Ob Scones, Haggis oder das legendäre Full English Breakfast – die britische Cuisine ist weltbekannt für ihre geniale Mischung aus bodenständischer Hausmannskost und erlesenem Gourmetfood. Dank der langen Geschichte der englischen Inseln und der weltweiten Einflüsse aus den entferntesten Winkeln des früheren Empires können sich die Briten heute über eine vielseitige Kochtradition freuen, wie man sie in nur wenigen Ländern genießen kann. Kommen Sie mit uns auf einen Abstecher auf die britischen Inseln und kosten Sie mit uns von der Vielfalt an typischen Leckerbissen aus England, Schottland & Co.
The Forme of Cury
Die Wurzeln der heutigen englischen Küche sind geprägt vom multikulturellen Erbe der Insel und des Empires, das um sie herum entstand. Frühe Einflüsse der Kelten, Wikinger und auch der Römer, die bekanntermaßen weite Teile des heutigen Englands besiedelten, haben sich bis heute erhalten. Hinzu kamen exotische Zutaten und passende Leckerbissen aus den Kolonien des Königreichs von Indien über Neuseeland bis nach Kanada.
Das Grundlexikon der englischen Küche für alle anstrebenden Hobby- und Profiköche aber ist das Buch „The Forme of Cury“. Das Kochbuch, das wohl zuerst Ende des 14. Jahrhunderts verfasst wurde, ist ein Almanach an extravaganter britischer Küche für Obrigkeit, das dazu dienen sollte anstrebenden Köchen die Grundprinzipien und Rezepte der englischen Cuisine zu vermitteln. Auch heute noch lohnt sich eine Jagd auf das mitunter schwer zu findende Buch allemal, besonders, wenn man kulinarischen Abenteuern nicht abgeneigt ist. Viele der enthaltenen, oft sehr opulenten und facettenreichen Rezepte mit entsprechend vielen Komponenten, sind gerademal eine Handvoll Zeilen lang und die heute so vertrauten Mengenangaben sucht man in diesem Buch vergeblich. Auch sind Rezepte nicht nach Namen, Themen oder Zutaten sortiert und der Leser wird regelmäßig, oft nur mit einer beiläufigen Bemerkung, aufgefordert andere Rezepte, die irgendwo im Manuskript verstreut sind, zur Herstellung von Bestandteilen für ein Gericht zu konsultieren. Tatsächlich hält das Buch den Ruf, dass kaum 2 Versuche desselben Rezepts aus der Hand von Hobbyköchen dasselbe Gericht hervorbringen – einen Selbstversuch allemal wert.
Tasty Tea Time Treads
Was gibt es typisch Englischeres, als die klassische Tea Time? Spätestens seit den Zeiten des Empires als neben exotischen Gewürzen auch aromatischer Tee aus aller Welt auf die britischen Inseln geliefert wurde, gehört der Breakfast und Afternoon Tea zum klassischen Tagesablauf vieler Briten einfach dazu und auch hierzulande greifen immer mehr Leute morgens lieber zum Teebeutel als zur Kaffeekanne. Am häufigsten wird der typische Breakfast Tea (meist Schwarztee) genossen, gefolgt von Earl Grey und dem deutlich selteneren Grüntee. Eine Auswahl an authentisch britischen Tees finden Sie bei uns z.B. in der Bridgerton Special Edition von The Republic Tea. Eine sehr beliebte Variante des warmen Getränks ist der London Fog. Das ursprünglich in Kanada erfundene Getränk hat in den letzten Jahren nicht nur in der Landeshauptstadt der Briten viele Fans gefunden. Das Rezept ist denkbar einfach. Man nehme einen frisch gebrühten Earl Grey Tea (idealerweise mit Noten von Bergamotten), gieße ihn mit einem pflanzlichen Milchersatz nach Wahl auf und verfeinert das Ergebnis noch mit einem Schuss Vanilla, z.B. dem Ryan's Bourbon-Vanille-Extrakt ohne Alkohol.
Natürlich darf zur authentischen Tea Time neben dem Tee das passende Gebäck nicht fehlen. Der Klassiker, den wohl jeder kennt, sind natürlich typisch englische Scones. Anders als Alternativen z.B. aus Irland sind englische Scones, dank viel Backpulver und Zucker, besonders luftig und süß und passen ideal vor allem zu fruchtigen Marmeladen und Konfitüren. Ein anderer Klassiker sind die Jammy Dodgers, kleine Kekse aus 2 Lagen Teig, die ebenfalls von einer dünnen Schicht aus fruchtiger Marmelade zusammengehalten werden. Oft wird aus dem „Deckel“ noch ein schönes Muster, wie Herzen oder Blumen, geschnitten durch das die herrliche Füllung eindrucksvoll in Szene gesetzt wird. Für alle Hobbybäcker, die ihre Tea Time gerne mit hausgemachtem Gebäck aufpeppen wollen, empfehlen wir Biscuit Circles Set Keksausstecher oder Linzer Keksausstecher und zum Garnieren die fruchtigen Jams von Stonewall Kitchen & Co. Lassen Sie sich auch die Klassiker und innovativen Neuinterpretation der englischen Cookies aus unserem Sortiment der Lismore Cookie Company nicht entgehen.
Ein anderer Klassiker auf englischem Backwerk ist das Hefeextrakt (besser bekannt unter dem Markennamen „Marmite“). Das Extrakt wird klassisch aus den Heferesten gewonnen, die beim Brauen von Bier in den Fässern verbleiben und hat als Gegenpol zu den süßen Fruchtaufstrichen einen herben bis salzigen Geschmack.
Neben Scones landen Marmeladen und Marmite aber auch auf anderen Klassikern des britischen Frühstücks. Crumpets sind ein beliebter Snack, der sich auch in den ehemaligen britischen Kolonien wie Kanada, Neuseeland, Südafrika, Australien und den USA bis heute ungebrochener Beliebtheit erfreut. Die kleinen Leibe aus ungesüßtem Hefeteig mit der typisch glatten Ober- und porösen Unterseite, die auf den ersten Blick an Mini-Pancakes erinnern, werden schnell im Toaster erwärmt und dann auf der porösen Seite mit einem Topping nach Wahl bestrichen. Ideal, gerade wenn es morgens mal schnell gehen muss.
Nicht vergessen, wenn es um süßes Backwerk geht, sollte man das einmalige Scottish Shortbread. Diese Delikatesse aus Mürbeteig verspeisen gerade die Briten aus dem Norden des Vereinigten Königreichs gerne zum morgendlichen Schwarztee. Auch hier haben wir mit den Sorten von Dean’s nach dem authentischen Familienrezept eine Auswahl an buttrigen Leckerbissen im Sortiment – künstlerisch inspiriert von den typisch schottischen Hochlandrindern.
Außerdem haben wir mit dem All Butter Irish Shortbread auch eine irische Variante aus dem Sortiment der Lismore Cookie Company im Angebot, die dank Ihrem irischen Einfluss aber etwas bissfester ist, als die typisch schottische Variante. Für ein authentischeres Erlebnis empfehlen wir persönlich die Grantham Gingerbread Cookies von Hawkens Gingerbread, wo klassisches Shortbread in Englands wohl ältestem Keksrezept mit einem Hauch Ingwer markant aufgepeppt wird.
Neben Keksen haben die Briten auch einen besonderen Vorliebe zu Kuchen. Klassiker, wie der englische Carrot Cake, der kurvige Roly Poly (die britische Variante der Swiss Roll) oder der vielfarbige Battenberg Cake, sind willkommene Leckerbissen zum Afternoon Tea. Ein Klassiker, wie ihn wohl selbst Queen Victoria nicht verschmäht hätte, ist der Victoria Sponge – eine Torte aus 2 Lagen Biskuitteig, separiert durch je eine großzügig aufgetragene Schicht Erdbeerkonfitüre und Schlagsahne.
Ein weiterer Klassiker aus den englischen Backöfen ist der Bread Pudding. Für das typisch britische Resteessen wird übriggebliebenes Brot in kleine Würfel geschnitten. Diese werden dann mit einer Mischung aus Milch, Zucker und Eiern gebacken und ergeben eine süße Delikatesse, die ähnlich schmeckt wie klassischer French Toast.
Last but not least darf natürlich der legendäre Yorkshire Pudding nicht fehlen. Ähnlich wie auch viele andere englische Gerichte handelt es sich hier aber nicht um einen „Pudding“, wie wir in hierzulande aus dem Kühlregal kennen. Der Begriff wird im Englischen im weiteren Sinne normalerweise für Desserts aller Art verwendet, statt wie bei uns für Milchspeisen, beinhaltet aber auch salzige und herzhafte Varianten aus Fleisch (gleich mehr dazu). Yorkshire Pudding ist auf den ersten Blick ähnlich den hierzulande vor allem in Bayern bekannten „Auszognen“ oder Kiachla, wird allerdings gebacken statt frittiert.
Serviert wird der süße „Pudding“ vor allem mit herzhaftem Gravy. Das mag erstmal widersprüchlich klingen, hat aber historische Gründe. Der Yorkshire Pudding selbst wurde als Alternative zu im 18. Jahrhundert seltenem und für viele Menschen unbezahlbarem Fleisch ersonnen und sollte allem voran die Mägen der hartabreitenden Bevölkerung füllen. Da wundert es kaum, dass es dieses Gericht heute, wo Fleisch deutlich erschwinglicher geworden ist, auch in anderen Formen gibt, wie dem „Toad in a Hole“ mit in den Teig eingebackenen, ganzen Würsten.
Precious Pasties, Pies & „Puddings“
Würstchen sind bei den Briten ebenso beliebt wie bei uns in Deutschland. Oft landen Sie als Teil des berühmten Full Englisch Breakfast auf den Frühstückstellern – zusammen mit Toast, Baked Beans, Spiegelei, Bacon, Hashbrowns (Kartoffelpuffer), Pilzen, Tomaten und dem sogenannten Black Pudding, einer Mischung aus Schweinehack, Gerstenbrei und Blut, ähnlich unserer deutschen Blutwurst. Ebenfalls beliebt sind Würstchen als Teil der deftigen Bangers & Mash, wortwörtlich einfach nur ein paar gebratene Würstchen zu frisch aufgeschlagenem Kartoffelbrei.
Neben den Puddings sind vor allem die Meat Pies eine fleischige Tradition, die man vom Namen her wohl eher als Dessert verbuchen würde. Die kleinen Pasteten aus Blätterteig werden mit mundgerechten Fleischstücken und passenden Saucen (meist auf Wein oder Pilzbasis) gefüllt und dann im Ofen knusprig golden gebraten. Der Klassiker schlechthin ist der Steak & Kidney Pie mit Rinderfleisch, aber auch Pork/Mince Pies gefüllt mit einer gepressten Schweinehackmischung sind sehr beliebt. Geflügelliebhaber dagegen schwören vor allem auf den Chicken & Mushroom Pie mit zartem Hähnchenfleisch in einer cremigen Pilzsauce und Champignons.
Eine lokale Abwandlung der leckeren Pies sind die Cornish Pasties, die in ihrer Form wie übergroße Maultaschen aus Blätterteig wirken. Diese Spezialität aus Cornwall im Süden Englands wird klassisch gefüllt mit einem Mix aus Rindfleisch, Kartoffeln, Zwiebeln und Steckrüben, bevor Sie wie ihre Cousins im Ofen zu goldbrauner Perfektion gebacken wird.
Ein weiterer, auf den ersten Blick seltsam anmutender „Pie“ ist der Shepherd’s Pie, in England auch oft Cottage Pie genannt um ihn von anderen Varianten aus z.B. Irland abzugrenzen. Anders als irischer Shepherd’s Pie mit Lamm, ist die Grundlage beim Cottage Pie vorrangig Rinderhack, auch wenn Schweinefleisch heute ebenfalls keine Seltenheit mehr ist. Das Fleisch wird vermischt mit Karotten, Erbsen, Tomatenmark und der typisch englischen Worcestershire Sauce, getoppt mit einer dicken Schicht Kartoffelbrei und dann im Ofen gebacken, bis der Brei eine leicht knusprige Kruste bildet.
Die Worcestershire Sauce selbst ist ebenfalls eine typisch englische Institution. Die (für viele Ausländer schwer auszusprechende) Sauce besteht aus einer Mischung aus Essig, Melasse, Zucker, Salz, Sardellen, Tamarinden, Zwiebeln, Knoblauch und anderen Gewürzen. Der prägnante Geschmack wird häufig mit Sojasauce verglichen ist aber meist milder und deutlich weniger salzig. Nichtsdestotrotz haben gerade auch die Japaner eine Liebe zu der britischen Sauce entwickelt und gehören heute neben den Briten zu den Hauptkonsumenten und -produzenten der Sauce, die in Fernost typisch z.B. auf Okonomiyaki (deftigen japanischen Pfannkuchen auf Kohlbasis) serviert wird. Trotz ihrer Beliebtheit ist wenig über die Herkunft der Sauce bekannt. Laut Legende stammt sie von einem bengalischen Gouverneur aus der Zeit der Kolonialherrschaft, der aber laut geschichtlichen Aufzeichnungen nie existiert hat. Heute wird das Gericht vor allem einer englischen Adligen zugeschrieben, deren Name, aufgrund der damals herrschenden Anstandsregeln, nicht auf dem Etikett abgedruckt werden konnte. Somit wurde aus PR Gründen der gefälschte Gouverneur erfunden und verlieh der typisch englischen Sauce auch in ihrem Herkunftsland einen exotischen Touch, der mit Sicherheit zu ihrer Verbreitung in der, in exotische Produkte verliebten, Bevölkerung beitrug.
Dass dieser Marketing-Stunt mehr als einmal funktionieren kann, beweist ein weiteres typisch englisches Nationalgericht, das viele auf den ersten Blick wohl eher nicht als eine britische Erfindung erkennen würden. Das heute weltweit bekannte Chicken Tikka Masala, wie man es von den Speisekarten indischer Restaurants kennt, ist nämlich keine indische Erfindung, sondern stammt aus Britannien, der Überlieferung nach aus Glasgow in Schottland. Laut Volksmund entstand das Gericht, als ein bengalischer Koch in einem der lokalen Restaurants die Beschwerde erhielt, dass einem Kunden das typisch indische Chicken Tikka zu trocken sei. Kurzerhand vermischte der Koch Tomatenmark, Sahne, Joghurt und eine spezielle Würzmischung zu einer cremigen Sauce um dem Wunsch des Gastes nachzukommen. Das Chicken Tikka Masala war geboren und ist bis heute ein typisch britisches Soul Food für Jung und Alt, das regelmäßig zu einem der beliebtesten Gerichte der Briten gekürt wird.
Wenn wir schon beim Hühnchen sind, dann sollten wir auch die Scotch Eggs nicht vergessen. Für dieses typisch britische Streetfood werden gekochte Eier mit Wurstbrät und einer Panade aus Brotkrumen umhüllt und knusprig frittiert, ähnlich dem bei uns in Deutschland bekannten „Falschen Hasen“. Zum Servieren werden die Kugeln dann halbiert, so dass das versteckte Ei im Inneren zum Vorschein kommt. Fans von klassischen Deviled Eggs entfernen oft das Eigelb nach dem Frittieren und ersetzen es durch einen feurigen Kleks scharfer Mayonnaise, ähnlich dem Sriracha Aioli oder Ghost Pepper Aioli von Stonewall Kitchen.
Eine weitere weltbekannte Fleischdelikatesse aus Großbritannien ist das Beef Wellington, ein Rinderfilet, das in einem Blätterteigmantel zart rosa gebacken wird. Das Gericht geht auf ein Festessen zurück, dass einem General im Dienste der britischen Armee zur Feier des Sieges bei der Schlacht von Vitoria zubereitet wurde. Damals war es noch üblich das Fleisch der Pferde, die während einer Schlacht gefallen waren, zu verspeisen und so war das erste Beef Wellington wahrscheinlich ein Pferdefilet, statt des heute üblichen Rindfleischs.
Ein weiteres weltbekanntes, notorisches Fleischgericht aus Großbritannien ist das typisch schottische Haggis. Für die fleischige Kuriosität, an der sich die kulinarischen Geister scheiden, werden Herz, Leber, Lunge und Fett eines Schafes mit Zwiebeln und Hafermehl zu einem Brei vermischt, der anschließend in einem Schafsmagen ausgekocht wird. Das Ergebnis ist in Form und Funktion ähnlich einer übergroßen Wurst, hat aber meist eine deutlich festere Konsistenz. Serviert wird dieser schottische Klassiker gern mit „Neeps and Tatties“ – klein geschnittenen und pürierten Steckrüben und Kartoffeln.
Auch wenn die traditionelle englische Küche vor Fleischgerichten trotzt, müssen Vegetarier aber keinen Bogen um die Inseln machen. Glamorgan Sausages sind ein walisischer Klassiker aus Schafskäse und Lauch. Diese Mischung wird mit Brotkrumen paniert und anschließend gebacken oder frittiert und steht den traditionellen englischen Würstchen was Geschmack angeht in nichts nach.
Fantastically Fine Fish
Natürlich dürfen wir, wenn es um typisch britisches Essen geht, die klassischen Fish & Chips nicht vergessen. Der knusprig frittierte Fisch mit extra dicken Pommes und gestampften Erbsen (den sogenannten „Mushy Peas“), nur abgeschmeckt mit etwas Essig und einer Prise Salz, ist eine britische Institution sondergleichen. Traditionell wird in England der vor den Küsten häufig vorkommende Kabeljau frittiert, seltener auch der deutlich teurere Seehecht. Kabeljau ist schon seit langem ein typischer Speisefisch der breiten Bevölkerung in Großbritannien, da er aufgrund seiner hohen Zahl sehr kostengünstig im Vergleich zu anderen Alternativen, z.B. dem in Irland bevorzugten Schellfisch, bleibt. Die bei uns in Deutschland zu Fisch so beliebte Remoulade ist aber tatsächlich eine Seltenheit in englischen Fish & Chips Shops und selbst die in England beliebte Tartar Sauce ist eher eine moderne Beilage zum fettigen Klassiker.
Genauso beliebt wie bei uns ist in England aber auch der Aal. Besonders in London und der näheren Umgebung hat sich ein regelrechter Aal-Kult etabliert, der den schlangenartigen Fisch auf immer wieder neue Art erfindet. Leider hat die Zahl der Aale, und damit auch der bis dahin weitverbreiteten Aal-Backstuben (gleich mehr dazu), in London seit Mitte des letzten Jahrhunderts stark abgenommen. Direkt nach dem zweiten Weltkrieg gab es noch so viele Aale in der Themse, dass direkt in London die Netze ausgeworfen werden konnten, aber durch sinkende Wasserqualität ist der Aal aus den städtischen Gewässern, auch trotz Wiedereinführungsversuchen, fast komplett verschwunden. Als ebenfalls relativ billiger Fisch war der Aal, ähnlich wie der Kabeljau, ein beliebter Speisefisch unter der Londoner Bevölkerung. In den heute leider selten gewordenen Aal-Backstuben werden aus den Fischen kleine Pasteten gebacken, ähnlich den bereits erwähnten Meat Pies. Traditionell serviert werden diese Aalküchlein wieder mit dem typisch britischen Kartoffelbrei und getoppt mit einem dünnen Gravy auf Basis von Petersilienlikör – eine klassische Kombination bekannt als „Pie, Mash & Liquor“.
Eine auf den ersten Blick vielleicht wenig appetitlich anmutende Delikatesse ist der Jellied Eel, oder wie man ihn bei uns auch nennt: Aal in Aspik. Für dieses Gericht werden die Aale in kleine Stücke gehackt und dann in einer Gemüsebrühe ausgekocht und abgekühlt bis das Gericht eine gelee-artige Konsistenz erreicht. Das kalt servierte Gericht, wird heute mitunter unter Zugabe von Gelatine produziert um den Aushärtungsprozess zu beschleunigen, aber die klassischen englischen Aal-Backstuben bauen noch immer auf traditionelle Rezepte.
Auch beim Seafood haben die Waliser für die Vegetarier wieder vorgesorgt. Laverbread ist eine walisische Delikatesse aus Seetang, der vor der Küste von Wales in großem Stil angebaut wird. Der Tang wird zu einer Paste zerkocht und dann vermengt mit dem typisch englischen Oatmeal, zu Deutsch Haferbrei oder Haferschleim. Diese Mischung wird zu kleinen Talern geformt und gebraten und in Wales auch gerne als Beilage zu maritimen Spezialitäten wie Seeteufel serviert.
Seductively Sweet Specialties
Auch was süße Köstlichkeiten angeht, braucht die englische Küche, die oft als eher simpel verschrien ist, nicht hinter internationaler Konkurrenz anzustehen. Ein weltbekanntes Dessert, das sich besonders an Feiertagen nicht nur nationaler Beliebtheit erfreut, ist der Plum Pudding, oft auch Christmas Pudding genannt und anders als unsere bisherigen „Puddings“ auch endlich ein Gericht, dass auch wir in Deutschland unter diesem Namen wohl zumindest augenscheinlich wiedererkennen würden. Allerdings ist auch hier Name irreführend. Zum einen besteht der augenscheinliche Pudding vorrangig nicht aus Milch sondern aus Mehl, Eiern, Brotkrumen, Talg und getrockneten Früchten. Auch sind im Plum Pudding nicht etwa getrocknete Pflaumen, also „Plums“, enthalten, sondern Rosinen.
Ein sehr ähnliches Gericht ist der Sticky Toffee Pudding, der aus gestampften Datteln hergestellt und oft auch mit Dattelstückchen oder ebenfalls Rosinen gespickt wird. Zum Servieren wird dieser „Pudding“ (oder in unserem Verständnis eher ein Küchlein) mit einer dicken Toffee-Sauce übergossen, wie der Sticky Toffee Dessert Sauce von Joe & Seph‘s. Diese typisch englische Delikatesse besteht aus Sahne, Butter, Karamell und braunem Zucker und ist ebenso süß wie mächtig – ein absolutes Muss zu englischer Backkunst.
Und wenn wir schon bei typisch britischen Naschereien aus Karamell sind, dann darf natürlich der dekadente Fudge nicht fehlen. Die legendäre Süßigkeit ist denkbar einfach und besteht nur aus Zucker, Butter und Milch, die unter Hitze zu einer homogenen Masse vermengt werden, während der enthaltene Zucker karamellisiert. Die Masse wird abgekühlt und in mundgerechte Würfel geschnitten, die auch bei Zimmertemperatur eine angenehm weiche Konsistenz behalten.
Der unangefochtene Star, wenn es um typisch britisches Dessert geht, ist aber unbestritten der Trifle. Diese himmlische Gaumenfreude ist eine Art Kreuzung aus klassischem Milchpudding und Tiramisu und zeichnet sich durch seine Schichten aus. Traditionell werden für einen Trifle 4 Zutaten in wechselnder Reihenfolge in einem Glas aufgeschichtet. Den Anfang macht eine Schicht aus Biskuitteig, gefolgt von Früchten (der Klassiker sind Erdbeeren), Vanillepudding (dem typisch englischen „Custard“) und Schlagsahne. Für den perfekten Happen sollte man den Löffel von oben einmal quer durch alle Lagen drücken, so dass man das gesamte Geschmackserlebnis in nur einem Bissen genießen kann. Durch Film und Fernsehen hat der Trifle in den letzten Jahren auch außerhalb des Vereinigten Königreichs viele Fans gefunden und es entstanden viele, zum Teil äußerst skurrile Neuinterpretationen und Dekonstruktionen des Gerichts, z.B. herzhafte Versionen, die statt Erdbeeren und Custard zu gebratenem Hackfleisch und Erbsenpüree greifen.
Eine ganz besondere Dessertdelikatesse aus Großbritannien mit der selbst die Engländer ehrlich gesagt nicht viel anfangen können, sind die gerade durch Instagram und TikTok bekannt gewordenen Deep Fried Chocolate Bars. Während die Briten und auch ihre Nachbarn die Iren als große Fans von frittiertem Fisch nicht viel mit der süßen Variante anzufangen wissen, sind die Schotten geradezu versessen auf die knusprigen Süßigkeiten. Die Herstellung ist denkbar einfach. Man nehme einen handelsüblichen Schokoriegel (Mars ist der Klassiker), tauche ihn in Paniermasse und frittiere das ganze genau wie ein Fischfilet. Das Ergebnis ist eine knusprige Hülle mit weicher, geschmolzener Schokolade in der Mitte. Für noch mehr dekadente Gaumenfreuden sollte man sich einen Schokoriegel mit Karamellfüllung aussuchen, die dank der Hitze beim Frittieren wunderbar weich wird.
Zum Abschluss haben wir dann noch eine geringfügig gesündere Alternative zu frittierter Schokolade. Flapjacks sind das klassisch britische Äquivalent zu unseren Müsliriegeln, erinnern beim Backen aber auch irgendwie an die typisch amerikanischen Brownies. Diese Riegel bestehen aus Hafer, Zucker, Butter und Zuckersirup (dem sogenannten „Golden Syrup“). Die Zutaten werden vermengt, auf einem Backblech ausgestrichen und gebacken und das Ergebnis in kleine, rechteckige oder quadratische Stücke geschnitten – wie amerikanische Brownies eben.
Ein Neuling in der Welt der englischen Süßigkeiten ist die Firma Yumma Candy. Gegründet in 2020, ist Yumma Candy ein Rising Star der Süßigkeiten-Szene Großbritanniens. Seine Anfänge nahmen die Leckerbissen auf kleinen Marktständen in London und schafften es dank ihrer Beliebtheit in nur einem Jahr vom Straßenmarkt in den renommierten Old Spitalfields Market. Von da war es nur noch ein Katzensprung bis die fruchtigen Süßigkeiten Liebhaber im ganzen Land gewinnen konnten und es jetzt endlich auch über die Insel hinaus zu uns geschafft haben. Yumma Candy produziert vorrangig vegane Fruchtgummis in köstlichen Sorten wie Strawberry Fizz, Peachies oder Yumma Cups.
Delightfully Dark Drinks
Zu guter Letzt dürfen wir es natürlich nicht versäumen noch einen schnellen und mitunter tiefen Blick in die britischen Gläser zu werfen. Ähnlich wie die Iren, sind die Briten, Waliser und Schotten ebenfalls bekannt für ihren Hang zur Pub-Kultur und das nicht nur zu nationalen Events wie Fußball oder Cricket.
Ähnlich wie die Iren, favorisieren die Briten ebenfalls dunkle Biere wie Brown Ale, Porter oder Stout, die sich oft durch besonders süße Noten von Karamell und Toffee im Abgang (wie in den Dessert Saucen von Joe & Seph’s aus London) von den bei uns wesentlich beliebteren hellen Biersorten unterscheiden. Dieser „Sweet Tooth“, wie es im Englischen so schön heißt, ist auch nicht nur auf Bier beschränkt. So zählen die Briten auch mit zu den größten Met-Fans der Welt, ein Überbleibsel aus der Zeit, als die Wikinger noch regelmäßig die Insel plünderten und teilweise sogar besiedelten.
Eine Ausnahme dieser Vorliebe für dunkle und süße Biere ist das Indian Pale Ale. Dieses helle und sehr hopfige Bier mit leicht fruchtigen Noten z.B. von Zitrus, Maracuja oder Papaya ist trotz seines Namens tatsächlich eine urbritische Erfindung. Das sehr hopfenhaltige und deshalb vergleichsweise lange haltbare Bier wurde ursprünglich gebraut um die lange Überfahrt in die Kronkolonien zu überstehen. Besonders in Indien fand es großen Anklang und kam, nachdem es in Großbritannien selbst eher geringfügige Bedeutung hatte, mit indischen Einwanderern im großen Stil zurück ins Land (daher auch der Name). Spätestens seit der Craft-Beer-Bewegung der 2000er hat das Pale Ale eine ganz eigene Fan-Gemeinde nicht nur im vereinigten Königreich etabliert und zählt heute zu einem der beliebtesten Getränke in Pubs auf der ganzen Insel.
Ein anderer Klassiker vor allem der schottischen Braukunst ist der legendäre Scotch Whiskey. Tatsächlich gibt es in Schottland eine der größten Konzentrationen an Whiskeybrennereien der ganzen Welt und heute gibt es ganze Rundtouren durch die schottischen Highlands, die sich einzig (oder angesichts der atemberaubenden Natur zumindest hauptsächlich) dem torfigen Tropfen in all seinen Facetten widmen. Anders als beim irischen Whisky wird für den schottischen Whiskey die Gerste über Torffeuer getrocknet, was dem Whiskey sein typisch erdiges und deutlich tieferes Geschmacksprofil verleiht, während irischer Whisky einen natürlicheren Gerstengeschmack hat.
Zum Schluss wollen wir natürlich den typisch britischen Cider nicht vergessen. Ähnlich wie in Irland, mag es erstmal überraschen, dass überhaupt Äpfel auf der Insel im Nordatlantik wachsen, aber dank des warmen Golfstroms findet man tatsächlich örtliche Apfelhaine im Süden der Insel, die die Pubs mit dem allseits beliebten Apfelwein versorgen. Cider aus England ist auch hier in Deutschland gefragt und Sorten wie Somersby sind auch in unseren Supermarktregalen keine Seltenheit.
Mehr rund um Äpfel und Cider können Sie in dem Blog zum Thema lesen.
Wir hoffen Sie hatten Spaß an unserer kulinarischen Rundreise durch die typisch britische Küche und haben jetzt Hunger auf mehr. Wenn ja, dann warten Sie nicht lange und nutzen Sie unser vielseitiges Angebot on britischen Leckerbissen von Gourmet-Popcorn von Joe & Seph‘s bis zu Ingwerkeksen von Hawken’s Gingerbread hier bei Ryan’s Specialties.